„Hühner halten“ ist laut Einband selbst das absolute Praktikerbuch und ein Muss für jeden Hühnerhalter. Zugegebenermaßen ist es dies irgendwie auch laut der gesamten deutschsprachigen Hühnerhalterschaft. Dementsprechend sind die Erwartungen an dieses kompakte Universalwerk groß. Zweifellos bietet es das nötige Fachwissen zur Hühnerhaltung. Vom Körperaufbau und Verhalten über Haltung und Zucht bis zu Geflügelprodukten selbst ist alles dabei.
Durch das Buch zieht sich ein unübersehbarer, roter Faden. Das Finden eines gewünschten Themas ist aufgrund dessen sowohl im Inhaltsverzeichnis, als auch mittels Register ein Leichtes.
Wie die meisten Übersichtswerke, fängt auch dieses zunächst mit ein paar Seiten über die Vorfahren des uns bekannten Haushuhns an. Darauf folgt ein Abschnitt über die verschiedenen Typen und Rassen. Dabei wird auch kurz erklärt, welche Rasse und wie viele Hühner nach gewünschten Kriterien benötigt werden. So wird die Auswahl nach Nutzungsart, Platzverhältnissen und persönlichem Geschmack unterschieden. Auch wenn dieser Part recht spärlich erscheinen mag, so wird er in späteren Abschnitten genauer erläutert.
Folgend dem roten Faden wird auf das Verhalten genauer eingegangen. Was dieses Buch vielen anderen voraushat, ist die nähere Beschreibung der Mutter-Kind-Beziehung. Vom Schlüpfen bis zur Trennung wird alles kurz beschrieben. Die Phase der Prägung, von der wohl jeder schon gehört hat, wird nicht ausgespart, aber nur sehr dürftig erklärt. – Ein weiteres Opfer, um das Buch so klein und kompakt wie möglich zu halten.
Ein durchaus besser erklärtes Kapitel ist jenes über die sogenannten Unarten wie Federpicken, Eierfressen und Eierverlegen und wie man diesen vorbeugen kann. Nicht nur das dieser Teil ausführlich über mehrere Seiten erläutert wird, er ist sicherlich nicht nur für Anfänger interessant, sondern auch bereits erfahrene Halter können davon profitieren.
Zur Brut und Zucht ist durchaus ausreichend Information für Anfänger vorhanden. Ein jahrelanger Profi wird damit aber nur herzlich wenig anfangen. Es wird also abermals ein guter Überblick geboten, doch die Details reichen wohl kaum für einen wahren Züchter.
Über Krankheiten und deren Prävention ist alles nötige vorhanden. Sogar eine Liste von allerlei Medikamenten, die man stets Zuhause haben sollte, ist gegeben.
Wirklich interessant und herausragend wird „Hühner halten“ erst auf den letzten Seiten. Hier führen die Autoren Themen an, die selten bis gar nicht in anderen Büchern über die Hühnerhaltung vorhanden sind. Alles über das Ei (als Nahrungsmittel) und Fleisch des Tieres wird erklärt. Letztlich werden sogar einige Rezepte mit Geflügelprodukten angegeben.
Großes Lob auch dafür, dass das Schlachten nicht ausgespart wird. Nicht nur das dieses Kapitel erstaunlich gut erklärt ist, auch das Rupfen und Ausnehmen der Tiere ist beschrieben. Ein Teil, der in den meisten Büchern nur allzu gerne ausgespart wird. Ich kann mir nur vorstellen, dass dies daran liegt, dass die meisten Neu-Hühnerhalter von dem unschönen Ende nichts wissen wollen. Doch wenn es dann so weit ist, dann wird man froh darüber sein, dass man zumindest ein Buch besitzt, dass dieses heikle Thema nicht weglässt.
Fazit
Als schnelles Nachschlagewerk ist es durchaus zu empfehlen. Für Anfänger taugt es allerdings höchstens als Ergänzung, da es viele Informationen, aber wenig Details liefert. Ohne Zusatzmaterial kann dies bei Einsteigern schnell zu Fehlern und Verwirrung in der Hühnerhaltung führen. Des Weiteren sollten gerade Neulinge auch Wissen über die Tiere selbst besitzen und dieses kommt hier zu kurz. An sich wäre das für ein Buch über Hühnerhaltung nicht so schlimm, würde nicht gerade damit für dieses Buch geworben werden. Letztlich muss aber jeder selbst entscheiden, ob er dieses Buch braucht.