Ob es nun der umherstreunende Nachbarshund ist, ein hungriger Marder oder ein listiger Raubvogel, der sich plötzlich herabstürzt – Hühner sind heiß begehrt und leben gefährlich. Nicht nur der Mensch genießt gerne zartes Hühnerfleisch, sondern auch eine große Zahl an natürlichen Fressfeinden. Die folgende Übersicht stellt drei besonders gefräßige Tiere vor, die Hühnerhalter*innen kennen sollten. Denn wer die Strategien dieser Feinde kennt, kann seine gefiederten Freunde besser schützen.
Inhaltsverzeichnis
1. Der Fuchs – Flinker Jäger bei Nacht
Wenn in Mitteleuropa von „Füchsen“ gesprochen wird, ist damit meist der weit verbreitete Rotfuchs (Vulpes vulpes) gemeint. Dieser zählt zu den Wildhunden, erinnert aber aufgrund des schlanken Körperbaus und der flinken Fortbewegungsart eher an agile Katzen. Rotfüchse zeichnen sich durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit aus: Auch wenn sie oft als typische „Waldtiere“ gelten, finden sich immer mehr von ihnen auch in anderen Lebensräumen. Neben Wäldern, Wiesen und Feldern kommen Rotfüchse auch in Stadtnähe und sogar in städtischen Gebieten gut zurecht. Auch „Stadthühner“ in Kleingärten sind also vor den schlauen Jägern nicht sicher.
Jagdstrategie: Füchse stellen grundsätzlich keine hohen Anforderungen an ihre Nahrung und können als typische Allesfresser bezeichnet werden. Gerade in der Nähe von uns Menschen sammeln sie sich alles Mögliche zusammen, was sie finden können: Küchenabfälle, Tierfutter, Kompost oder leider auch ungeschützte Haustiere. Vor allem nachts geht der Fuchs auf Nahrungssuche und wählt jene Futterquellen, die bei möglichst geringem Aufwand hohe Energie bringen. Viele Füchse sind mittlerweile an Menschen gewöhnt und wagen sich auch in Gärten und Siedlungen. Finden sie einen offenen Hühnerstall, schlagen sie lautlos und gierig zu. Zudem können sie erstaunlich gut klettern und lassen sich auch von schmalen Schlitzen und dünnen Zäunen nicht wirklich abhalten. Im Frühjahr, wenn Jungtiere geboren wurden, ist der Nahrungsbedarf übrigens besonders hoch.
Gegenmaßnahmen: Die einzige Möglichkeit, Füchse abzuwehren, besteht darin, Stall und Hühner-Freilauf ausreichend zu sichern. Halter*innen sollten auch dafür sorgen, dass die Hühner die Nächte stets im geborgenen Stall verbringen. Auch wenn manche Hühner lieber draußen auf Bäumen schlafen würden, sollten sie zu ihrem eigenen Schutz in den sicheren Innenraum gebracht werden. Den Stall müssen Besitzer*innen zudem fest verschließen und mögliche Zugänge, auch Licht- oder Luftschlitze, sollten mit Drahtnetzen* geschlossen werden. Aber Vorsicht: Manche Füchse sind dreist und jagen auch am helllichten Tag. Daher sollte auch der Freilauf ausreichend gut gesichert sein, am besten mit mindestens 1,2 mm starkem Draht.
2. Der Marder – Leichtfüßiger Räuber der Dunkelheit
Zu den Mardern gehören auch Tiere wie Dachse und Otter, aber wer in unseren Breitengraden von einem „Marder“ spricht, bezieht sich damit meist auf den weit verbreiteten Steinmarder (Martes foina). Diese ähneln mit ihrer lautlosen Fortbewegungsart durchaus den Füchsen und jagen ebenso vor allem bei Dunkelheit. Ähnlich wie der Fuchs traut sich auch dieses Raubtier nahe an uns Menschen heran und findet seinen Lebensraum nicht selten in Stadtnähe. Tagsüber ruhen sich Steinmarder oft auf Dachböden oder in Gartenschuppen aus.
Jagdstrategie: Sie werden dann vor allem nachts aktiv und bewegen sich flink im Schutz von Gebüschen oder Gebäuden vorwärts. Sie sind zwar kleiner als Füchse, aber genauso gefährlich. Mit ihrem schlanken Körperbau können sie ausgezeichnet klettern und schrecken auch vor Dächern und Regenrinnen nicht zurück. Grundsätzlich sind sie Allesfresser und nehmen gerne alles an, was bei uns im Müll landet. Frisches Hühnerfleisch ist allerdings eine große Verlockung, weshalb sie auch durch wirklich kleine Öffnungen in Ställe eindringen. Gelangt ein Steinmarder in einen Hühnerstall, tötet er nicht nur ein Huhn als Nahrung, sondern gleich alle anderen Tiere dazu, solange sich diese bewegen. Daher ist der Anblick nach einem Marderangriff besonders schrecklich.
Gegenmaßnahmen: Höchste Zeit also, den eigenen Hühnerstall mardersicher zu machen! Wie bei der Abwehr von Füchsen ist auch hier zu beachten, dass keine Öffnungen vorhanden sind. Marder können natürlich leicht durchschlüpfen, wo auch Hühner durchkommen. Daher müssen auch Hühnerklappen oder sonstige kleine Eingänge nachts unbedingt verschlossen werden. Lüftungsschlitze sollten mit Gitter oder Drahtnetz* überspannt und Ausläufe mit dicken Zäunen gesichert werden. Zudem sollten Halter*innen darauf achten, dass der Zaun ausreichend gut im Boden verankert ist, damit sich die ungebetenen Gäste nicht durchzwängen können.
3. Der Habicht – Plötzliche Gefahr aus der Luft
Nicht nur Bodenjäger bedrohen unsere Haushühner, sondern auch Angreifer aus der Luft. Raubvögel finden sich nach wie vor eher in ländlichen Gebieten, doch auch am Stadtrand sollten Hühnerhalter*innen vorsichtig sein. Mittlerweile mehren sich auch die Sichtungen von Raubvögeln im städtischen Gebiet. Vor allem der Habicht (Accipiter gentilis) gilt als große Gefahr für Hühner. Dieser ist ein sehr strategischer Jäger, der sich zunächst hinter Bäumen oder auch Häusern verbirgt, um dann Überraschungsangriffe zu starten. Gerade Geflügel, das sich in kleinen begrenzten Bereichen befindet, ist ein gefundenes Fressen.
Jagdstrategie: Habichte beobachten ihre Umgebung meist sehr genau und planen ihre Angriffe sorgfältig. Befinden sich dann keine Menschen im Umfeld des Hühnerauslaufs, stürzen sie sich wie aus dem Nichts hinunter und überraschen damit die Hühner. Mit ihren kräftigen Klauen schlagen sie sich blitzschnell ins Fleisch des Opfers und fügen ihm auf diese Weise tödliche Verletzungen zu. Daher sind meist auch „gerettete“ Hühner nicht am Leben zu erhalten. Durch Habichte verletzte Tiere sterben meist an den Folgen des Angriffs. Achten sollten Halter*innen zudem darauf, dass die Raubvögel häufig zurückkehren. Auch wenn sie also durch Menschen gestört werden, ist die Gefahr nicht vollständig gebannt. Die Hühner sollten nach einem Angriff sofort in den Stall geführt werden und dort die nächsten Tage in Sicherungshaft verbringen.
Gegenmaßnahmen: Um Habicht-Angriffe zu verhindern, ist die Überspannung des Auslaufs mit einem Netz* die einzig wirklich sichere Methode. Ist dies nicht möglich, gibt es einige andere Maßnahmen, die helfen können: Halter*innen können etwa versuchen, die Raubvögel abzuschrecken. Hierzu bieten sich beispielsweise stark reflektierende Kugeln aus Metall an, die im Auslauf aufgestellt werden. Aber auch im Wind flatternde Bänder über dem Gehege können Habichte vertreiben.
Weitere Feinde
Selbstverständlich gibt es noch weitere Tiere, die Hühnern gefährlich werden können. Auch Haustiere wie Katzen oder Hunde packt häufig der Jagdinstinkt, wenn sie die aufgeweckten Hühner entdecken. Wer neben Hühnern auch andere Tiere hält, sollte sich unbedingt um ein friedliches Zusammenleben bemühen. Viele Hunde oder Katzen und Hühner lassen sich aneinander gewöhnen, wenn sie früh genug in Kontakt kommen. Gegen fremde oder streunende Beutegreifer hilft jedoch meist nur die ausreichende Absicherung des Geheges.
Keine Fressfeinde der Hühner, aber doch in gewisser Weise gefährliche Tiere können zudem Nagetiere oder Wildvögel sein. Tiere wie Ratten, Mäuse, Tauben oder Spatzen auf Nahrungssuche freuen sich auch über Hühnerfutter (oder kleinem Hühnernachwuchs). Problematisch ist, dass Wildtiere häufig Krankheiten in sich tragen, die auf Hühner übertragbar sind. Zu empfehlen ist es daher, den Hühnern das Futter stets im Stall anzubieten. Futtermittel sollten in dicht verschlossenen Gefäßen gelagert und stets überprüft werden.
Es zeigt sich also: So gefährlich Fuchs, Marder & Co auch sein mögen, es gibt durchaus einige Möglichkeiten, um die gefiederten Lieblinge vor ihren Feinden zu schützen.