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Hühnergeschichten

Eine Weihnachtsgeschichte: Berta Henne und der verlorene Weihnachtsstern

Es war die Nacht vor Weihnachten. Alle Hühner auf der Barnevelder-Farm schliefen bereits tief und fest. Nur die kleine Babsi war viel zu aufgeregt. Das war ihr erstes Weihnachten. Sie fragte sich, ob der Weihnachtsmann sie auch nicht vergisst. Sie lebten in einem kleinen Stall und die Welt war ja so groß. Wie sollte der Weihnachtsmann, da nur wissen, wo sie, die kleine Babsi, wohnte? Oder noch viel schlimmer! Was wenn sie auf der Liste der unartigen Hühner war? Sie hatte Dora ja wirklich nicht picken wollen, aber irgendwie war da so ein Drang in ihr und ihre Mama hatte ihr auch beigebracht, dass wenn jemand seinen Platz nicht kannte, sie ihn so zurechtweisen sollte. Trotzdem war Babsi sich nicht ganz sicher, ob das so richtig war.

“Babsi, wieso bist du denn noch auf?”, fragte ihre Oma.

“Ich kann nicht schlafen. Was wenn der Weihnachtsmann mich nicht mag oder mich vergisst oder mich nicht finden kann? Wie soll er mich denn von seinem Schlitten aus überhaupt sehen?”, klagte die kleine Babsi ihre Sorgen.

“Ach, Babsi. Solange Berta Henne bei ihm ist, kann gar nichts schiefgehen?”

Die kleine Babsi legte den Kopf schief und sah ganz verdutzt drein.

“Wer ist denn Berta Henne?”, fragte sie.

“Du weißt nicht, wer Berta Henne ist?”, fragte die Oma erstaunt. “Na, dann kuschel dich mal zu mir und ich werde dir erzählen, wer sie ist.”

Gesagt, getan. Babsi hüpfte zu ihrer Oma, drückte sich an sie und die Oma fing an zu erzählen:

“Vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch wohnten wie wir, da gab es ein Huhn namens Berta. Sie lebte mit ein paar anderen Hühnern in einem kleinen Stall. Alle lebten glücklich und zufrieden miteinander. Jedem ging es gut, nur Berta Henne wollte mehr. Sie starrte jeden Abend in den Himmel und beobachtete die Sterne. Wie es dort oben wohl sein mag, fragte sie sich jede Nacht vor dem Schlafen.

So kam es dass Berta Henne, eines Abends kurz vor Weihnachten wieder draußen hockte und in den Himmel starrte, als sich da plötzlich etwas bewegte. Zuerst traute sie ihren eigenen Augen nicht, doch als sie noch einmal hinsah, da sah sie es immer noch. Der hellste und größte aller Sterne am Nachthimmel fiel herunter und landete irgendwo weit hinterm Horizont auf der Erde.

Aufgeregt lief Berta Henne in den Stall und berichtete den anderen Hühnern von ihrer Beobachtung. Zuerst gackerten alle Hühner wie wild durcheinander bis Barney, der stolze Hahn, laut krähte und die Hühner zum Verstummen brachte.

“Na, na. Jetzt beruhigt euch doch mal. Die Welt geht nicht unter, nur weil Berta meint das gesehen zu haben. Wir alle wissen doch, dass Berta immer ihren Kopf woanders hat. Wahrscheinlich bildet sie sich das nur ein”, sagte Barney.

“Hey, ich stehe hier und kann dich hören! Wie kannst du nur so etwas sagen? Ich weiß, was ich gesehen habe”, regte sich Berta Henne zurecht auf.

Barney, der nicht nur stolze, sondern auch eingebildete Hahn, schüttelte den Kopf. “Berta, lass es gut sein.”

“Kommt mit nach draußen. Ich werde es euch beweisen!”, sagte Berta Henne.

Unruhig folgten ihr die Hühner.

“Seht, er ist weg”, sagte Berta Henne mit vor Stolz geschwellter Brust und zeigte auf den leeren Fleck, wo der große, leuchtende Stern sein sollte.

Doch die anderen Hühner sahen sich den Himmel nicht sooft an wie Berta und bemerkten, das Verschwinden eines Sterns nicht.

“Sieht doch aus wie immer. Da sind viele Sterne und ein Mond”, sagte Barney, der Hahn.

“Aber nein. Da fehlt einer”, beteuerte Berta.

Doch kein Huhn wollte Berta Henne glauben. Nach und nach gingen alle Hühner zurück in den Stall. Was sollte Berta Henne nun tun? Sie wusste, dass der Stern tatsächlich gefallen ist und vermutlich ganz allein irgendwo im Schnee lag.

“Vielleicht fürchtet sich der arme Stern sogar”, dachte Berta Henne voller Mitleid.

Eines stand für Berta Henne fest. Jemand musste dem armen Stern helfen, auch wenn ihr keiner glauben mochte. Der Entschluss stand fest.

“Keine Sorge, kleiner Stern, Berta Henne wird dich retten”, rief sie gen Horizont und ging los.

Auf ihren dünnen Beinchen stapfte sie den kalten und steinigen Weg entlang. Der Wind pfiff ihr eisig um den Schnabel. Noch nie zuvor war Berta Henne so froh gewesen, so viele Federn zu besitzen, die nicht nur schön waren, sondern auch warm.

Die ganze Nacht lief Berta über Stock und Stein bis sie zur einer Gabelung kam.

“Oh nein”, sagte Berta. “Was mach ich denn jetzt nur? Welcher Weg führt mich zum verlorenen Stern?”

Plötzlich hörte Berta ein Rascheln. Erschrocken drehte sie sich um.

“Bitte kein Fuchs. Lass es kein Fuchs sein”, hoffte Berta.

Normalerweise war Berta Henne nicht wie ein normales Huhn. Sie mochte andere Dinge und war viel mutiger, als alle anderen, aber wenn es um Füchse ging, hatte Berta genauso viel Angst wie alle anderen Hühner. Aber so ein Fuchs war ja auch schon etwas Gruseliges. Viele scharfe Zähne, ein großes Maul, einen flinken und schlanken Körper mit dem sie noch durch jedes Loch passten und am allerschlimmsten sie hatten Hühner wie Berta Henne zum Fressen gern.

Ängstlich duckte Berta Henne sich und sah sich um. Das Rascheln kam von einem fast blätterlosen Busch am Wegrand. Da sprang ein  rotbraunes Eichhörnchen hervor. Berta atmete auf.

“Du hast mich aber erschreckt”, sagte Berta Henne.

“Tut mir Leid”, entschuldigte sich das Eichhörnchen, “Aber ich suche ganz verzweifelt meine Nüsse. Ich hab ja solchen Hunger, aber ich kann sie nicht mehr finden. Ich hab sie bei dem großen Baum mit den meisten Blättern versteckt, wo so große, runde Früchte herunter baumeln. Doch jetzt schaut alles so anders aus. Ich weiß nicht mehr welcher Baum es war.”

“Das tut mir aber leid für dich, aber weißt du denn nicht, dass sich im Herbst immer alles verändert?”, fragte Berta.

“Manches bleibt grün und manches fällt einfach ab. Wie soll man sich denn da auskennen?”, klagte das Eichhörnchen.

Darauf wusste Berta Henne auch keine Antwort.

“Ich kann dir leider nicht helfen, aber vielleicht kannst du mir helfen”, sagte Berta, “Ich bin nämlich auch auf der Suche nach etwas.”

“Ach ja?”, sagte das Eichhörnchen.

“Ja, ich sah einen Stern vom Himmel fallen und ich will ihm helfen.”

“Den großen Strahlenden?”, fragte das Eichhörnchen.

“Ja!”, antworte Berta Henne ganz aufgeregt. “Weißt du wo er ist?”

“Na ja, ich hab ihn zwar auch fallen gesehen, aber wo genau er ist, weiß ich nicht mehr”, gestand das Eichhörnchen.

Berta Henne seufzte schwer. Diese Rettungsaktion gestaltete sich jetzt schon schwerer als sie dachte.

“Aber vielleicht erinnere ich mich wieder, wenn ich nicht mehr so hungrig bin.”

Verdutzt sah Berta das Eichhörnchen an.

“Also weißt du doch, wie ich zum Stern kommen kann. Du bist ja sehr gemein für ein Eichhörnchen”, regte sich Berta auf.

Das Eichhörnchen zuckte mit den Schultern.

“Ich hab einfach nur sehr großen Hunger”, sagte es.

“Na gut, dann will ich dir suchen helfen”, willigte Berta Henne ein.

Zufrieden lächelte das Eichhörnchen.

“Du suchst auf dieser Seite des Weges und ich hier”, sagte es.

Berta Henne begann den kalten und harten Boden unter einem Baum nach dem anderen aufzuscharren, was für eine Henne schon eine sehr anstrengende Arbeit war. Als die Sonne schon aufging gab Berta gackernd nach dem fünften Baum auf. Ihre Läufe taten weh, ihr war trotz all der Federn schon sehr kalt und müde war sie auch.

„Ich kann nicht mehr”, klagte Berta Henne.

“Wenn du mir nicht hilfst, sage ich dir nicht wo der Stern ist”, drohte das biestige Eichhörnchen.

“Ich hab’s doch versucht, aber das sind einfach zu viele Bäume für ein einziges Huhn”, sagte Berta.

“Dann streng dich mehr an”, gab das Eichhörnchen frech zurück.

“Na warte, du gemeines Eichhörnchen, du! Wie kann man nur so herzlos sein? Ich versuche den Stern zu retten und du denkst nur an deinen Bauch” gackerte Berta Henne wütend.

Das sah das Eichhörnchen auch ein und war auf einmal gar nicht mehr so biestig.

“Nein herzlos, das will ich auf keinen Fall sein und schon gar nicht so kurz vor Weihnachten. Ich will dir sagen, wie du zum Stern kommst.”

Berta Henne wollte einen Luftsprung vor Freude machen.

“Du musst dem rechten Pfad folgen. Der führt dich durch einen Wald und dahinter kommt eine großer Berg. Da irgendwo muss der Stern, den du suchst, sein”, sagte das Eichhörnchen.

Berta Henne bedankte sich bei dem Eichhörnchen, wünschte ihm noch viel Glück bei der Suche nach seinen Nüssen und ging den rechten Pfad entlang.

Es dauerte gar nicht lange, da erschien auch schon der Wald, von dem das Eichhörnchen berichtet hatte, vor Berta. Doch was das Eichhörnchen nicht erzählt hatte, war wie bedrohlich der Wald wirkte. Kein Funken Licht schien durch die blätterlosen Baumkronen durchzukommen.

Berta Henne musste schlucken. Abermals dachte sie: “Diese Rettungsaktion ist schwieriger als gedacht.”

Sie nahm all ihren Mut zusammen und betrat den dunklen Wald. Von überallher schienen gelbleuchtende Augen sie zu beobachten. Einmal raschelte es hier, dann huschte irgendetwas dort vorüber. Berta war ganz Angst und Bange. Immer schneller trugen ihre kleinen Beinchen sie durch den Wald und so kam es wie es kommen musste, wenn man in einem dunklen Wald blind vor Angst rennt: Berta Henne stolperte über eine Wurzel, die aus dem Boden ragte. Wie ein Ball rollte Berta Henne ein paar Meter weit bis sie anhalten konnte. Alles um sie herum drehte sich und sie sah ganz viele kleine Sterne tanzen. Doch zu Bertas Schrecken sah sie nicht nur Sterne, sondern auch etwas Rotes mit vielen spitzen Zähnen und einem schlanken, flinken Körper.

“Ein Fuchs!”, schoss es Berta Henne durch den Kopf.

Berta bekam furchtbare Angst. Alle ihre Federn zitterten. Sie versuchte sich zu konzentrieren, aber ihr war ja so schwindelig. Sie sah wie der Fuchs sich durch das Gestrüpp näher an sie heranschlich. Sein rot-weißer Schwanz zuckte angriffslustig hin und her.

“Was mach ich nur? Was mach ich nur?”, dachte Berta Henne verzweifelt.

Doch bevor Berta Henne sich einen Fluchtplan überlegen konnte, sprang der Fuchs aus seinem Versteck auf Berta zu. Berta Henne nahm all ihre Kraft zusammen und flatterte in die Höhe über den Fuchs hinweg. Der verdutzte Fuchs konnte Berta Henne nur noch hinterhersehen. Er versuchte noch nach ihr zuschnappen. Seine spitzen Zähne blitzten bedrohlich auf, doch Berta Henne zog blitzschnell ihre Beine an. Der Fuchs schnappte ins leere und ehe er sich versah krachte er in einen Baum.

Berta plumpste erschöpft von der Flatterei zu Boden. Misstrauisch begutachtete sie den Fuchs, doch der blieb bewusstlos mit Sternen um seinen Kopf schwirrend am Boden liegen.

“Ach, wäre nur einer dieser Sterne, der Stern den ich suche”, dachte Berta Henne.

Müde, erschöpft und ausgelaugt stapfte Berta Henne weiter. Sie wollte sich am liebsten einfach unter einen Baum hocken und schlafen, aber Berta Henne hatte eine Mission und würde nicht aufgeben bis sie den Stern in Sicherheit weiß.

Nach einer Unendlichkeit sah Berta Henne endlich Licht am Ende des dunklen Waldwegs. Erleichtert atmete sie auf. Weit konnte der verlorene Stern nicht mehr sein. Freudig lief Berta immer schneller und schneller. Die Erleichterung trieb sie an.

“Nicht mehr lange lieber Stern. Du musst nur noch kurz durchhalten”, rief Berta laut.

Berta Henne verließ den Wald und genau wie das Eichhörnchen gesagt hatte, war vor ihr ein riesiger Berg und auf diesem Berg stand ein einziger großer Tannenbaum und oben auf der Spitze dieses Baums, da hing ein großer, leuchtender Stern.

„Kann das sein?”, fragte Berta sich, “Kann das der Stern sein, denn ich schon so lange suche?”

Berta Henne erklomm den Berg mit letzter Kraft. Oben angekommen rief sie zu dem Stern hinauf: “Hallo? Bist du der Stern, der gestern Abend vom Himmel gefallen ist?”

“Ja, ja! Das bin ich. Oh, bitte kannst du mir helfen? Ich hänge hier oben fest, aber ich muss ganz dringend zum Nordpol”, antworte der Stern und seine Stimme klang ganz erschöpft.

“Kein Angst. Ich werde dich retten”, rief Berta Henne dem Stern entgegen und flatterte von einem Ast zum anderen, immer höher den Baum hinauf.

Der Stern leuchtete so stark, dass Berta Henne oben angekommen ganz geblendet war.

“Es tut mir leid, lieber Stern, aber wenn du so stark leuchtest, kann ich dir nicht helfen”, erklärte Berta.

“Och, das tut mir aber leid. Manchmal vergesse ich, dass ich so hell bin”, entschuldigte sich der Stern und strahlte ein bisschen weniger.

Nun konnte Berta Henne das Problem erkennen. Der Stern hatte sich mit einer Zacke in den vielen dünnen Ästen verfangen. Mit ihrem Schnabel zupfte Berta Henne die lästigen Äste beiseite und befreite den Stern.

Fröhlich schwebte der Stern zu Boden. Berta Henne flog dem Stern hinterher.

“Danke, dass du mich gerettet hast. Du musst nämlich wissen, ich bin der Weihnachtsstern und der Weihnachtsmann braucht mich unbedingt. Sein wichtigstes Rentier ist nämlich krank und kann ihm nicht den Weg leuchten. Darum hat er mich um Hilfe gebeten, aber ich geriet beim Weg zum Nordpol in einen furchtbaren Schneesturm und nun weiß, ich nicht mehr wo ich bin”, erklärte der Stern.

“Also wo genau der Nordpol ist, weiß ich auch nicht, aber ich werde alles tun, was ich kann, um dir zu helfen”, sagte Berta Henne entschlossen.

“Danke. Das ist wirklich sehr lieb von dir”, sagte der Stern. “Doch in welche Richtung, sollen wir gehen, wenn weder du noch ich wissen, wo der Nordpol ist?”

Berta dachte nach. Da kam ihr eine Idee.

“Wenn du ganz hoch nach oben fliegst, dann kannst du den Nordpol sicher sehen!”, sagte sie.

“Ich bin wirklich sehr erschöpft. Wenn ich jetzt nach oben fliege und nach dem Nordpol Ausschau halte, kann ich dem Weihnachtsmann später nicht mehr den Weg leuchten”, sagte der Stern.

Da hörten die beiden plötzlich ein lautes Brummen und Knurren. Erschrocken sah sich Berta Henne um. Sie erblickte eine dunkle Höhle aus der die Geräusche kamen. Große, schwere Schritte waren zu hören.

“Schnell wir müssen uns verstecken”, sagte Berta Henne zum Weihnachtsstern.

Die Zwei drückten sich ganz nah an die große Tanne heran. Die Nadeln des Baums stachen Berta Henne durch ihre Federn durch, aber sie beklagte sich nicht.

“Hier sollte uns das Monster nicht sehen”, sagte Berta Henne.

Ganz still warteten die Beiden ab. Da kam ein großer brauner Bär aus der Höhle gestapft. Er sah ganz verschlafen aus. Der Bär sah sich um.

“Was soll denn all der Lärm? Wie soll man denn so Winterruhe halten?”, brummte der Bär und sah Berta Henne und den Weihnachtsstern dabei genau an. “Ich kann euch leuchten sehen, also kommt raus.”

Vorsichtig kamen Berta Henne und der Weihnachtsstern aus ihrem Versteck.

“Es tut uns sehr leid dich geweckt zu haben”, entschuldigte sich Berta Henne.

“Ja, es tut uns sehr leid, aber ich muss ganz dringend zum Nordpol, sonst kann der Weihnachtsmann nichts sehen und kein Kind bekommt Geschenke. Leider wissen wir aber nicht, wie wir dort hinkommen”, sagte der Weihnachtsstern.

“Keine Geschenke? Das geht doch nicht”, sagte der Bär, “Zu eurem Glück, wohnt ein Cousin von mir in der Nähe vom Nordpol und kann euch sicher zum Weihnachtsmann führen. Wenn ihr wollt, bringe ich euch zu ihm.”

“Ja, wirklich? Das ist ja großartig!”, jubelten Berta Henne und der Weihnachtsstern im Chor.

“Springt auf”, sagte der Bär und deutete auf seinen Rücken.

Berta Henne und der Weihnachtsstern sprangen auf und schon tapste der Bär los.

“Mein Name ist übrigens Theodor, aber ihr könnt mich Teddy nennen”, stellte sich der Bär vor.

“Ich bin Berta Henne und das ist der Weihnachtsstern”, sagte Berta.

Als es bereits wieder dunkel wurde und die bunten Polarlichter schon am Nachthimmel strahlten, hielt Teddy an. Vor ihm lag ein großes Meer.

Berta Henne war doch tatsächlich vor lauter Erschöpfung auf dem Bären eingeschlafen, aber nun wachte sie auf.

“Sind wir schon da?”, fragte Berta Henne neugierig.

“Nein, das ist der arktische Ozean. Der ist wirklich sehr kalt und sehr groß. Ich kann da nicht durchschwimmen, aber mein Cousin, der Eisbär, hält das aus. Er muss hier irgendwo sein”, sagte Teddy.

Alle Drei sahen sich genau um, aber es war alles einfach nur weiß, genauso wie ein Eisbär.

“Wie sollen wir deinen Cousin im Dunklen, wenn alles voller Schnee ist, nur finden?”, fragte Berta Henne verzweifelt.

“Nicht verzweifeln, Berta. Ich werde ihn mal rufen. Vielleicht kann er uns ja hören”, sagte Teddy.

“Das ist eine gute Idee”, sagte der Weihnachtsstern.

Ganz laut rief Teddy nach seinem Cousin. Zuerst tat sich nichts, doch plötzlich sprang ein großer weißer Bär aus dem Wasser direkt vor sie.

“Berry, da bist du ja”, sagte Teddy erfreut und berührte seinen Cousin freundschaftlich mit der Pfote.

“Teddy, was machst du denn hier?”, fragte der Eisbär erstaunt und schüttelte das Wasser von seinem Fell.

Berta versteckte schnell ihren Kopf unter einem Flügel, damit sie nicht nass im Gesicht wird.

“Berry, du musst die Zwei hier zum Nordpol bringen. Das ist der Weihnachtsstern und der Weihnachtsmann braucht ihn ganz dringend”, erklärte Teddy seinem Cousin.

“Nichts leichter als das. Kommt rüber”, sagte Berry.

Berta Henne flatterte von einem Bärenrücken zum anderen und der Weihnachtsstern nahm hinter ihr Platz.

“Gut festhalten”, sagte Berry.

Berta Henne krallte sich in Berrys Fell, damit sie nicht hinunter ins Wasser fallen konnte.

“Danke Teddy, du hast uns sehr geholfen”, bedankten sich Berta Henne und der Weihnachtsstern.

“Nächster Halt: Der Nordpol”, kündigte Berry an und sprang ins eiskalte Wasser.

In Windeseile schwamm Berry durch den Ozean und ehe sie sich versahen erreichten sie auch schon den Nordpol.

“Ich muss jetzt zurück zu meinen Kindern und meiner Frau. Die warten schon auf mich, aber ich müsst immer nur geradeaus und schon seid ihr beim Weihnachtsmann”, sagte Berry.

Berta Henne und der Weihnachtsstern bedankten sich bei Berry und sprangen von ihm ab.

Ausgeruht kämpfte sich Berta Henne mit dem Weihnachtsstern durch die Kälte. Zum Glück leuchtete der Weihnachtsstern so hell, sonst könnte Berta Henne nicht einmal sehen, wo sie hinläuft.

Mutig und entschlossen stapften die beiden stundenlang durch den Schnee, aber der kalte Wind machte Berta Henne zu schaffen. Sie glaubte nicht, es bis zum Weihnachtsmann schaffen zu können.

“Du musst ohne mich weitergehen”, sagte sie.

“Nein, Berta, ohne dich schaffe ich es nicht. Dein Mut und deine Kraft treiben auch mich an”, sagte der Weihnachtsstern. “Vielleicht sollten wir aber eine kleine Pause einlegen. Ich bin nämlich auch schon sehr erschöpft.”

“Aber Weihnachten ist doch schon in ein paar Stunden”, erinnerte Berta Henne sich. “Du musst ganz schnell zum Weihnachtsmann.”

In diesem Moment landete das größte und schönste Rentier, das Berta Henne je gesehen hatte, neben ihnen.

“Endlich habe ich dich gefunden”, sagte das Rentiert erfreut zum Weihnachtsstern.

“Oh, aber wie hast du uns hier gefunden?”, fragte der Weihnachtsstern.

“Du leuchtest so hell, lieber Weihnachtsstern. Selbst ohne eine leuchtende Nase, konnte ich dich sehen”, sagte das Rentier.

“Das ist großartig. Du kannst uns zum Weihnachtsmann bringen”, sagte der Weihnachtsstern.

“Ja natürlich, aber wer ist denn das?”, fragte das Rentier und deutete auf Berta.

“Das ist Berta Henne und ohne sie, würde ich immer noch in dieser Tanne festhängen”, sagte der Weihnachtsstern.

“Oh, dann danke ich dir Berta Henne”, sagte das Rentier.

Gemeinsam auf dem Rücken des Rentiers flogen sie zum Weihnachtsmann. Berta war hin und weg. Die Werkstatt des Weihnachtsmanns war unglaublich. Überall waren Geschenke und die Elfen liefen alle sehr beschäftigt hin und her. So viele Geschenke hatte Berta noch nie gesehen.

Da kam der Weihnachtsmann mit seinem langen, weißen Bart und dem roten Mantel daher.

“Weihnachtsstern, ich bin ja so froh, dass du es noch geschafft hast. Ich habe schon befürchtet, ich müsste Weihnachten absagen”, sagte der Weihnachtsmann und der weiße Bommel an seiner Mütze wippte fröhlich hin und her.

“Ja, ich bin auch froh, dass ich es noch geschafft habe, aber ich hätte es nie ohne die Hilfe von Berta Henne geschafft”, sagte der Weihnachtsstern.

“Danke Berta Henne. Möchtest du vielleicht mit im Schlitten fliegen und die Geschenke verteilen?”, fragte der Weihnachtsmann.

Darum ließ Berta Henne sich nicht zweimal bitten. Fröhlich gackernd nickte sie.

“Dann auf zum Schlitten”, sagte der Weihnachtsmann.

Die Rentiere waren bereits vor den Schlitten gespannt und der Sack voller Geschenke lag schon hinten drin. Der Weihnachtsmann schwang sich in den Schlitten und Berta flatterte neben ihn. Der Weihnachtsstern flog voraus und leuchtete den Weg. So brachte Berta Henne mit dem Weihnachtsmann und dem Weihnachtsstern alle Geschenke rechtzeitig zum Weihnachtsfest zu allen Menschen und Tieren auf der ganzen Welt.

Zurück auf dem Nordpol beugte sich der Weihnachtsmann zu Berta Henne hinunter und sagte: “Berta Henne, ohne dich gäbe es dieses Jahr kein Weihnachten. Für deine Hilfe sind dir alle sehr dankbar. Nun, Berta Henne, was ist dein Weihnachtswunsch? Du bekommst alles, was du willst.”

Berta Henne dachte nach. Sie könnte sich wünschen Zuhause zu sein oder, dass sie nicht mehr alle anderen Hühner für seltsam halten, aber dann fiel Berta Henne ein, was sie sich wirklich wünschte.

“Lieber Weihnachtsmann, nicht nur ich habe dem Weihnachtsstern hierher geholfen. Berry, der Eisbär hat uns über den arktischen Ozean gebracht und ohne Teddy dem Bär, wären wir gar nicht erst zu Berry gekommen. Außerdem gab es da auch noch ein Eichhörnchen, das mir zwar zuerst nicht helfen wollte, aber nur weil es so hungrig war und seine Nüsse nicht finden konnte, letztendlich hätte ich ohne seine Hilfe nie den Weihnachtsstern gefunden. Mein Wunsch ist also, dass sie alle so viel zu Essen bekommen, wie sie brauchen, um über den Winter zu kommen”, sagte Berta Henne.

“Das ist wirklich sehr großzügig von dir”, sagte der Weihnachtsmann, “Ich werde deinen Wunsch natürlich erfüllen. Und weil kein Huhn den Geist von Weihnacht so gut versteht wie du, ernenne ich dich, Berta Henne, zum Ehrenrentier.”

Berta Henne konnte es kaum glauben. Sie ein Ehrenrentier? Das war unglaublich. Sie war sprachlos und konnte nur glückselig gackern.

Von diesem Tag an lebte Berta Henne am Nordpol und begleitete jedes Weihnachten den Weihnachtsmann in seinem Schlitten.”

Die Oma beendete die Geschichte von Berta Henne.

“Wow, Berta Henne ist ein Ehrenrentier. Das ist ja wirklich unglaublich”, sagte die kleine Babsi ganz aufgeregt.

“Du siehst also, Babsi, so lange es Berta Henne gibt, wird nie jemand, ob Tier oder Mensch, vergessen werden. Denn Berta Henne denkt immer an alle und vergisst nie jemanden”, sagte die Oma.

“Danke, Oma. Jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen”, sagte die kleine Babsi.

Sie hüpfte zurück in ihr Nest und als ihre Augen gerade zufielen, da glaubte sie ganz leises Getrappel auf dem Stalldach zu hören und eine Stimme rief: “Froh-ho-ho-e Weihnachten!”


Ein großes Dankeschön für diese wunderbare Weihnachtsgeschichte geht an Lia und ein kleines Dankeschön für die liebevolle Illustration geht an Alice Gonzalez-Martin.


Buchtipp: Das Huhn, das vom Fliegen träumte

Von Jake

Mein Name ist Jakob und ich habe Biologie in Wien studiert. Meine Begeisterung für „dummes Federvieh“, wie es meine Großmutter immer zu sagen pflegte, begann bereits im Kleinkindalter. Harmlos hat es angefangen, als ich mit meinem Großvater noch bei den Nachbarn Eier holen war. Kurzum, mittlerweile ich bin unglaublich begeistert von Hühnern und Federvieh allgemein.

2 Antworten auf „Eine Weihnachtsgeschichte: Berta Henne und der verlorene Weihnachtsstern“

Hallo Jake, so eine wunderschöne Geschichte. Wir haben ganz viele Barnevelder Hennen und Deine Berta ist so mutig. In der Tat sind die Barnevelder ganz besondere Hennen, mutig, neugierig und wirklich schlau! Wenn ich darf würde ich gerne unseren Eierkunden Deine mutige Berta vorstellen. Ich hoffe Du bist einverstanden. Tine und Martin – Landei Kieselbronn (zwischen Pforzheim und Karlsruhe)

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