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Kommunikation unter Hühnern
Hühner verfügen über ein sehr gut entwickeltes Gehör. Die Ohren des Huhns sitzen auf dem Kopf leicht nach hinten versetzt unter den Augen. Zudem sind sie mit Federn bedeckt. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Sie erkennen können, ob eine Henne braune oder weiße Eier legt: Die Ohrlappen, welche sich unterhalb der Ohröffnung befinden, lassen die ungefähre Eierfarbe der gelegten Eier erahnen. Hühner mit weißen Ohrlappen legen weiße Eier, jene mit roten Ohrlappen braune.
Wie verständigen sich Hühner nun untereinander? Bekannt sind 30 verschiedene Laute, mit denen Hühner kommunizieren. Interessant ist, dass sich bereits 24 Stunden vor dem Schlupf das Küken im Ei mit der Henne verständigen kann. Dabei gibt das Jungtier lange und hohe Töne von sich und die Mutter reagiert mit tiefen Glucklauten. Wenn das Küken schon allein unterwegs ist und sich verlaufen hat, teilt es dies der Henne mit langen, am Schluss abgesenkten Lauten mit. Die Mutter weist dem Nachwuchs dann mit schnellen und langen Glucklauten den Weg zurück in die sichere Umgebung der Henne. Jungtiere können die eigene Mutter anhand ihrer einzigartigen Lautäußerungen erkennen, während Küken auf die Signale anderer, fremder Glucken nur eingeschränkt reagieren. Faszinierend ist, dass die Kommunikation zwischen Mutter und Küken bis zu einer Entfernung von ca. 20 Metern einwandfrei funktioniert.
Auch das Krähen der männlichen Tiere ist Teil der Kommunikation innerhalb der Hühnerherde. Junge Hähne beginnen mit etwa drei bis vier Monaten, die Geräusche der erwachsenen Tiere nachzuahmen. Die Krähtöne variieren nicht nur von Hahn zu Hahn, sondern auch von Rasse zu Rasse: Leichte Rassen zeichnen sich durch eher hohe, schwere Rassen dagegen durch eher tiefe Rufe aus. Neben dem Krähen können Hähne noch andere Laute äußern. Wenn Sie einmal aufmerksam zuhören, werden Sie bemerken, dass sich die Äußerungen des Hahns unterscheiden: Wenn er die Hennen vor einem Feind aus der Luft warnt, klingt dies anders, als wenn er auf einen Bodenfeind hinweist. Einen weiteren Laut stellt der Lockruf des Hahns dar. Diesen gibt er ähnlich von sich wie die Glucke, die ihre Küken ruft. Nur möchte er eben die Hennen anlocken, denen er Futterstellen zeigt, oder, die er auffordert, ihm zu folgen.
Bei einigen Hennen lässt sich auch ein aufgeregtes Gackern beobachten, direkt nachdem sie ein Ei gelegt haben. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass sie den Hahn fernhalten wollen, damit er einerseits nicht unbeabsichtigt das Gelege zerstört und andererseits nicht eine Henne besteigt, die direkt nach dem Legen noch nicht wieder fruchtbar ist.
Ich seh etwas, was du nicht siehst
Kleine Gegenstände und Lebewesen, beispielsweise Insekten oder Körner, können Hühner bis zu einem Abstand von fünf Metern sehr gut sehen. Befinden sie sich allerdings ca. 50 Meter von einem Gegenstand entfernt, können sie diesen nicht mehr wahrnehmen. Daher bewegen sie sich in der Regel auch nicht mehr als 50 Meter von ihrem Stall weg. Bewegungen, von Insekten oder Würmern etwa, können die Tiere sehr gut erkennen. Wird es allerdings dunkel, nimmt das Sehvermögen der Hühner rapide ab.
Und hätten Sie gewusst, dass Hühner genauso wie wir Farben unterscheiden können? Wir Menschen nehmen zwar die Farben Blau und Violett besser wahr, ansonsten ist das Farbspektrum aber ähnlich. Hühner können allerdings noch ultraviolettes Licht erkennen.
Eine weitere Besonderheit lässt sich bei den außergewöhnlichen Tieren beobachten: Die Augen sitzen seitlich auf dem Kopf, sodass Hühner beinahe rundum blicken und auf diese Weise Bewegungen aus fast allen Richtungen erkennen können. Diese Fähigkeit und die dafür notwendige Anordnung der Augen führt aber auch zu einem kleinen Nachteil, nämlich dem Verlust des räumlichen Sehens. Während wir auf einen Blick Entfernungen abschätzen können, muss das Huhn einen Gegenstand mindestens zweimal betrachten, und zwar aus unterschiedlichen Abständen. Deshalb fixieren Hühner Objekte immer zuerst mit den Augen, der Körper bewegt sich dabei bereits weiter. Wurden die Sehreize verarbeitet und ein scharfes Bild im Gehirn erzeugt, bewegt das Huhn ruckartig seinen Kopf, um den Gegenstand ein zweites Mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Durch diese zwei Bilder und Blickwinkel kann das Gehirn des Huhnes nun die Entfernung abschätzen. Im Allgemeinen können die Tiere nur im Stillstand scharf sehen, was auf die eingeschränkte Beweglichkeit der Pupillen zurückzuführen ist. Somit hat diese spezielle Fortbewegungsart einen weiteren positiven Aspekt.
Hühner mögen’s kalt
Hühner weisen eine Körpertemperatur von knapp über 40 °C auf. Die Tiere vertragen Kälte weitaus besser als Hitze. Temperaturen von über 28 °C machen den Tieren aufgrund des Fehlens von Schweißdrüsen zur Kühlung zu schaffen. Wird es Hühnern zu heiß, heben sie die Flügel leicht an, so dass die Luft darunter zirkulieren kann. Auch das Aufsperren des Schnabels trägt zur Abkühlung bei. Zudem tauchen sie ihre Schnäbel gerne in kühles Wasser, um das Blut in der Halsschlagader abzukühlen. Schattenplätze sollten im Sommer unbedingt zur Verfügung gestellt werden.
Auch Kamm und Kehllappen wirken hierbei unterstützend, da bei hohen Temperaturen vermehrt Blut durch diese Körperteile strömt, wodurch Körperwärme an die Luft abgegeben wird. Es sollte beachtet werden, dass diese Stellen auch besonders empfindlich gegen Kälte sind. Bei extrem tiefen Temperaturen von unter 0 °C sind Erfrierungen an Kamm und Kehllappen möglich. Halter*innen sollten daher in den kalten Monaten bei besonders tiefen Temperaturen vorbeugend eine Fettcreme auftragen.
Eine Besonderheit: Vibrationsorgan
Hühner besitzen ein ganz besonderes Organ: Vor allem an den Beinen, aber auch an anderen Stellen der Haut, ist ein sogenanntes Vibrationsorgan zu finden. Dieses hilft ihnen dabei, Vibrationen des Bodens sowie Schwingungen der Luft wahrzunehmen. So lassen sich eventuelle Feinde noch schneller erkennen. Probieren Sie es doch einmal aus: Bewegen Sie sich nachts in völliger Dunkelheit möglichst geräuschlos am Hühnerstall vorbei. Sofort werden die Tiere sie wahrnehmen und das Warngackern des Hahnes wird ertönen.
Gefieder der Hühner
Das Gefieder der Hühner bedeckt fast vollständig den Körper der Tiere und erfüllt weit mehr Funktionen als lediglich ein Schmuck zu sein. Als Hauptaufgabe lässt sich sicherlich die Isolierung von Hitze sowie Kälte anführen. Doch auch Schutz vor mechanischen Einwirkungen von außen ist durch das Federkleid gegeben. Ineinandergreifende Widerhaken verbinden die unzähligen einzelnen Federn, wodurch das Gefieder relativ stabil ist. Es schützt auch in gewisser Weise vor Regen. Bei heftigen Niederschlägen jedoch reicht auch das faszinierende Federkleid der Hühner nicht aus und sie werden patschnass.
Je nach Rasse unterscheidet sich die Flugfähigkeit der Hühner. Einige sind recht gute Flieger und überwinden schnell normale Gartenzäune. Ist eine völlige Überspannung des Auslaufs mit einem Netz oder eine ausreichend hohe Umzäunung des Geländes nicht möglich, können Sie über die Möglichkeit des Flügelstutzens nachdenken. So verhindern Sie das Wegfliegen der Tiere und müssen nicht jeden Abend auf Hühnersuche in der Umgebung gehen. Die Flügel werden idealerweise gleich nach Anschaffung der Hühner gekürzt. Beachten Sie, dass es in der Regel ausreicht, nur den linken Flügel zu stutzen. Auf dieser Seite befindet sich bei den Hennen der Eierstock, weshalb sie links etwas schwerer sind und bei Flugversuchen aus dem Gleichgewicht kommen. Werden allerdings beide Flügel gestutzt, so werden die Tiere wieder eingeschränkt flugfähig. Flügelstutzen ist für die Hühner nicht mit Schmerzen verbunden, es entspricht etwa dem Nägelschneiden bei uns Menschen.